Das hat Hans Fischer bei Jörg von Manz gefunden und auch für sich entdeckt, die Kraft des eigenen Ausdrucks. Die Teller, Platten, Schüsseln sind nicht exakt gleich, jedes Stück ist individuell und einzigartig. Die ovalen Platten und Reinen werden nicht in eine Negativformg gepresst, sondern durch Schneiden und Ziehen verformt, wodurch sie immer etwas verzogen und unegal bleiben. Es sind diese Unregelmäßigkeiten, die ihren Charme ausmachen. Das völlig freie Dekor fällt aus dem herkömmlichen Rahmen. Teils wird die ganze Platte, der gesamte Teller randlos als Bildgrund verwendet, auf den großzügig Szenen schnell und spontan gezeichnet, geritzt und gemalt werden, teils werden abstrahierte figurale Formen aufgebracht oder auch ganz winzige Figürchen ins Zentrum gesetzt und mit einer hauchzarten Girlande auf dem Tellerrand umgeben. Hans liebt diese Ritztechnik, die sich vom Persien über den Mittelmeerraum verbreitet hat . Der Scherben wird engobiert, die Zeichnung eingeritzt und orientiert sich an den aufgetragenen farbigen Engoben. diese Methode ist inspirierend und spontan…
..Fischers plastische Figuren sind frei geformt, teils von innen nach außen arbeitend aufgebaut. Der unmittelbare Kontakt mit der Hand macht den Ton lebendig, er wird zum Träger von Emotionen. Die plastischen Gebilde sind intuitiv, emotional, gestisch und spontan und entspringen dem Willen, das „gemachte Ding“ als „Tat-sache“ , als selbstständiges Geschöpf zu formen. darin geht Fischer über das was manz ihm vermittelt hat , hinaus, er lässt dem eigenen Ausdruck völlig freien Lauf im zweckfreien Spiel mit dem Ton. Neben den voluminösen, großen „Leibformen“ gibt es eine Reihe kleinerer figürlicher „Dinger“, die wie spontane Gesten angelegt sind, organische Formen, Stücke, die aus der Natur genommen sind…
..In manchen Aspekten erscheint ihr Ausdruck dem Körpergefühl verwandt, das Erwin Eisch seinen Figuren mitgibt. Man erinnert sich dabei auch an frühe Tonarbeiten von der Gruppe SPUR aus den 1960er Jahren, wie Lothar Fischer, oder an den völlig unorthodoxen Arbeiten von Gretl Eisch aus der selben Zeit, als alle formellen Regeln gesprengt wurden. Was hans Fischers keramische Objekte auszeichnet, ist die Intensität, mit der Emotion vermittelt wird, in der sehr eigenen Mischung aus Zartheit und Kraft. Das wiederum zeigt einige Affinität zu den Zeichnungen des befreundeten Passauer Künstlers Karl Schleinkofer, der mit seinen fragilen Gespinsten Realität auf der Suche nach dem Wesentlichen einkreist…
(Ines Kohl in „Schöner Bayerischer Wald“ 2021 )
Ob kräftige Pinselstriche oder fein geritzte Linien, rasch und entschieden gezogen und mit leichter Hand koloriert, die Malerei von Hans Fischer ist von ungewöhnlicher Präsenz. Sie zeichnet sich durch stille Poesie und Witz oder auch durch ungebändigte Leidenschaft und Dynamik aus.
Der Keramiker und Bildhauer versteht es, dem persönlich Empfundenen unmittelbar und expressiv Ausdruck zu verleihen.
Wie schon sein Lehrer Jörg von Manz hat sich der Künstler Hans Fischer, der eher zufällig zur Keramik kam, der Erneuerung der niederbayrischen Hafnertradition verschrieben. Seit 1983 arbeitet er in eigener Werkstatt und nutzt bewusst die weichen, heimischen Tone und die traditionelle Technik der Engobenmalerei.
Der Freiheit im Denken und Machen sind keine Grenzen gesetzt. Fischers Keramiken zwischen Kunst und Gebrauch sind frisch, unkonventionell und voller Überraschungen.
Ganz Verschiedenes aus einer Werkstatt vereint in der Einfachheit der Tätigkeit: was mit und von der Hand geht. Das alles im Bewusstsein in einer langen Tradition zu stehen. Wiederholung und die kleinen Unterschiede lassen die Dinge lebendig werden. Wir arbeiten und leben. Gemeinsam.
Im Keramikmuseum Staufen werden ab dem 23. August 2019 in einer Studioausstellung Arbeiten des Keramikers und Bildhauers Hans Fischer gezeigt.